Die Donau

Die Donau ist nichts Besonderes. Sie ist mehr Kanal als Fluss. Das macht die Sache als Velofahrer zwar monotoner, aber auch weniger anstrengend. Die Landschaft ist durch den Menschen geformt. Ich fahre an geschätzten Kilotonnen gefällten Eschen, Birken und Buchen vorbei. Auf dem Damm hat man eine gute Aussicht auf die dahinterliegenden Dämme, Wälder und weiteren kanalisierten Flüssen. Das Gefälle ist gering, da der Fluss viele Schleusen besitzt, die ihn mithilfe von Dämmen in Schach zu halten versuchen. Erst hinter der Schleuse geht's einige Meter bergab, der Fluss hat wieder Strömung. Dann haben auch die Zuflüsse das Recht in die Donau zu fliessen. Vorher wird Ihnen das verunmöglicht, weil die Donau höher als der Zufluss fliesst. Die Donau könnte in den Zufluss fliessen, wäre dann aber nicht mehr die stolze Donau. Aus verständlichen Beweggründen lässt sie davon ab. Der Zufluss hat demnach an der Stelle, wo er in die Donau fliessen möchte, zuerst parallel zur Donau kanalisiert zu fliessen, bis die nächste Schleuse lauert.
Auf der Donau kämpft die deutschbeflaggte Raphaela gegen den Strom. Das slowakische Schiff entgegen, hat es einfacher.
Interessanter sind die Vögel. Eine Lachmöwe eröffnet ein Wettrennen gegen mich. Sie gewinnt. Ich protestierte, erkenne einen Fehlstart, was diese kalt zu scheinen lässt. Schwäne üben sich gekonnt im Formationsschwimmen. Die Stockenten flüchten ebenso wie die Blässhühner rechtwinklig zum erschreckenden Objekt (ich - obwohl es keinesfalls meine Absicht ist, sollten sich Ornithologen daran stören. Dieselben Vögel sind auf dem Vierwaldstättersee durch den Han-Chinesischen Menschenauflauf längst nicht mehr schreckhaft), die wie biblische Figuren mit den Beinen übers Wasser zu laufen scheinen. Manchmal erscheinen Weissreiher (ich nenne sie einfach mal so) und ein Kormoran, der beim Starten träger wirkt als der Airbus A380.
Die Donau wirkt erst in der berühmten Weinregion Wachau stolz. Immerhin hat sie sich hier durch Fels, Stein und Konglomerate graben müssen. Den Städten und Dörfern, die zwischen Melk und Krems zahlreicher auftreten, ist ein gewisser Reichtum nicht abzusprechen. Eine Stadt ist schöner als die andere, Weißkirchen in der Wachau, Dürnstein, Stein an der Donau, Krems an der Donau. Traumhaft. Die engen verwinkelten Gassen und Steinhäuser sind eine Augenweide und lassen mich lächelnd durch die Gegend fahren. Zu schnell (ja, das gibt's tatsächlich) geht die Wachau vorüber.
Dann
gilt wieder die Monotonie. Seltene Fussgänger, die ich bemitleide, weil
sie auf einem Damm kilometerlange Strecken zurück zu legen haben,
nehmen ihre Hunde an die Hand, wenn ich aufkreuze. Die pensionierten
Geherinnen und Geher, mit Walkingstöcken bewaffnet, ordnen sich bereits
minutenlang vor der Kreuzung hintereinander ein, obwohl Platz genug
vorhanden wäre. Irgendwann erscheint das zwentendorfer Atomkraftwerk, an
dem die CO2 Ersparnis aufgezeigt wird, nicht aber wie die Endlagerung
aussieht.